Wenn Knochen mürbe werden

Die gefährlichsten Krankheiten sind diejenigen, die man erst dann spürt, wenn es zu spät ist. Die Volkskrankheit Osteoporose gehört dazu.

(sbü) Die gefährlichsten Krankheiten sind diejenigen, die man erst dann spürt, wenn es zu spät ist. Die Volkskrankheit Osteoporose gehört dazu. „Fünfzehn Prozent der 50- bis 70-Jährigen haben diese Krankheit“, sagte Dr. Eugen Bratzel vom Orthopädie-Neurologie-Zentrum (ONZ) am Osteoporose-Informationsabend seines Instituts. Frauen seien häufiger und früher als Männer betroffen, weil sie weniger Muskel- und Knochenmasse besitzen. Schlimm daran sei: „Viele wissen nicht, dass sie an Osteoporose leiden.“ Erst wenn ein Knochen bricht, werde die Krankheit bemerkt. Bei Brüchen an der Wirbelsäule könne es sogar vorkommen, dass selbst diese lange Zeit nicht bemerkt werden. Bratzel erklärte die Entstehung von Osteoporose: Die Knochendichte vermindert sich, Abbauprozesse sind stärker als Regenerationsvorgänge. Eine wichtige Rolle spiele die Kalzium- und D3-Vitaminversorgung der Knochen. „Nur noch ein Rest kommt in den Knochen an, zuerst bedienen sich Herz und Gehirn.“ Als Risikofaktoren nannte Bratzel Genetik, Rheumatische Krankheiten, Diabetes, Antihormontherapie bei Tumoren und vor allem Bewegungsmangel.

Mit Knochendichtemessungen auf Röntgenbasis könne die Krankheit diagnostiziert werden. Selbsttests wie „Fünf Mal aufstehen in 11 Sekunden“ könnten auch Hinweise geben. Behandelt werden könne die Osteoporose mit Medikamenten im Rahmen der Schmerztherapie, Sturzprophylaxe, gesunder Ernährung und insbesondere regelmäßiger Bewegung. Dass Wirbelkörperbrüche, Oberschenkelhalsbrüche und Handgelenksbrüche ihre Ursache in der Osteoporose haben, erläuterte der Orthopäde Johannes Weiß. Frauen sollten sich spätestens ab 70 und Männer ab 80 Jahren untersuchen lassen. „In 50 bis 80 Prozent der Fälle kann zusätzliches Risiko vermieden werden“, stellte Weiß fest. Über 60-Jährige sollten Vitamin D-Tabletten einnehmen.

Über die Vermeidung von Osteoporose sprach der Sportwissenschaftler Gerd Gregor. „Gleichgewicht und Balance sind muskelabhängig“, sagte er, und auch Gregor betonte: „Bewegung stärkt die Knochen“. Allerdings sei Bewegungstraining zur Knochenfestigung ein „langfristiger Prozess“. Mindestens ein Jahr regelmäßiges Training sei erforderlich. Selbst bei einer Operation sei zur Befestigung von Implantaten ein stabiler Knochenbereich erforderlich. Zum Erhalt der Knochenmasse empfahl er entweder Joggen, Gehen oder auch ein Ganzkörpervibrationsgerät. Generell gelte: „Wer eine gute Muskulatur hat, besitzt immer auch eine gute Knochendichte“.

Bild: Siegfried Bühner

Quelle

Onetz vom 14.06.18