Damit es mit dem Knie wieder läuft

Orthopädietag der Kliniken Nordoberpfalz AG in der Max-Reger-Halle

Selten dürfte ein einzelnes menschliches Gelenk so viel Aufmerksamkeit bekommen haben. Beim Orthopädietag in der Max-Reger-Halle dreht sich alles ums Knie.

Wer in der Mittagszeit zum Orthopädietag der Kliniken Nordoberpfalz den Gustl-Lang-Saal betrat, um Vorträge über Arthrose und Kniebeschwerden zu hören, dachte wohl, er sei auf der falschen Veranstaltung. Da hüpfte ein ganzer Saal auf und ab, Hunderte, die Beine und Arme abwechselnd in die Höhe hoben. Auf dem Podium ging es fast noch wilder zu. Ärzte in Anzug und Krawatte, die vorher noch mit ernster Miene Gesundheitsempfehlungen gegeben hatten, tanzten zu Rock-‘n’- Roll-Rhythmen. Gymnastikübungen, die das Physiotherapieteam des Klinikums unter Leitung von Bereichsleiter Jürgen Fischer mit Experten und Zuhörern unternahmen. Zwei Mal kam so viel Leben in den Saal. Ansonsten ging es um ernste Themen, die oftmals entscheidend für die Lebensqualität von Menschen sind. Arthrose im Knie, ihre Behandlung bis hin zum Einsatz von Prothesen, stand im Mittelpunkt des Programms. Außer den Bewegungsübungen gab es Vorträge, Infostände, Gesundheitstests, eine Verlosung und insbesondere die Gelegenheit, mit Ärzten und Gesundheitsexperten zu sprechen.

 

Beschwerden sehr häufig

Zunächst referierte Elisabeth Eißner, Chefärztin der Reha-Klinik Waldsassen, über Arthrose am Knie und Kniebeschwerden. “50 Prozent der Frauen über 65 und ein Drittel der Männer dieser Altersgruppe haben Beschwerden”, stellte sie fest. Risikofaktoren seien vor allem Ernährung und Übergewicht, mangelnde Bewegung, vielleicht auch Verletzungen. Typisch zu Beginn der Beschwerden sei der “Anlaufschmerz nach dem Ruhezustand”. Wenn er nach und nach stärker wird und immer häufiger auftritt, sollten Untersuchungen zum Beispiel durch Arthroskopie, Röntgen, MRT, Blutwertebestimmung, manchmal auch CT erfolgen. “Wenn der Knorpel blank liegt, muss etwas geschehen.”

Johannes Weiß von der ONZ-Gemeinschaftspraxis wies in seinem Vortrag darauf hin, dass bei Übergewicht zusätzlich zur mechanischen Belastung des Kniegelenks auch Zellstoffe und Hormone produziert würden, die den Verschleiß beschleunigten. “5 Prozent Gewichtsreduktion bringt 50 Prozent Schmerzlinderung.” Der Orthopäde zeigte auch das gesamte Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten wie Physiotherapie, Akkupunktur, Cortison-Spritzen, Hyaluronsäure, Bandagen und Einlagen auf. “Eigenbluttherapie bringt laut einer Studie bei 80 Prozent Linderung.” Bei O-Beinen sei der Verschleiß auf der Innenseite des Knies stärker, bei X-Beinen auf der Außenseite. Bildern zeigten dann auch “das Ersatzteillager”, unter anderem den einseitige Kniegelenkersatz oder die “Schlittenprothese”.

Unfallchirurgie-Chefarzt Dr. Thomas Neubauer-Gartzke vertiefte dieses Thema. Vor der Operation erfolge eine “individuelle Planung” mit Beinachsenvermessung und allen anderen Patientendaten wie Allergien. Im Film wurde die OP gezeigt, die in den drei Endoprothetik-Zentren der Kliniken AG durchgeführt wird. Bei 90 Prozent komme es zu “Schmerzreduktion bis -freiheit”. 95 Prozent der Prothesen hielten mindestens 15 Jahre. Risiken seien vor allem spätere Infektionen und Lockerungen.

Dass in jedem dieser Endoprothetik-Zentren jährlich 250 Knieprothesen eingesetzt würden, berichtete Prof. Dr. Rudolf Ascherl. Er zeigte auch “Megaprothesen”, mit denen fast der gesamte Oberschenkel ersetzt wird, sowie die Möglichkeit der individuellen Prothese aus dem 3-D-Drucker. “Wenn Bänder versagen, braucht man die Führung im Gelenk durch Stifte und Schäfte.” Bei einer Entzündung im Körper dürfe nicht operiert werden. In der Podiumsdiskussion und in Kurzvorträgen am Nachmittag wurden alle Themen vertieft. Die Besucher begrüßt hatte Landrat Andreas Meier, Moderatorin war Eva Götz von OTV. Die Veranstaltungsreihe wird fortgesetzt.

Quelle

Onetz vom 09.04.2017